Alterssichtigkeit (Presbyopie): Ursachen, Korrektur und mehr

Infos & Tipps für Alterssichtige

Sie erwischt fast jedermann und jederfrau eines Tages: die Presbyopie, die auf Deutsch recht uncharmant Alterssichtigkeit heißt, weil sie eine Folge des Alterungsprozesses ist. Die Symptome erinnern an Weitsichtigkeit: Die Augen können in der Nähe nicht mehr scharfstellen und Sie können z. B. die WhatsApp-Nachricht auf dem Smartphone, den Artikel in der Zeitung oder Ihr Buch nicht mehr lesen. Doch warum werden eigentlich 95 % aller Menschen alterssichtig? Und was kann man gegen diese Sehschwäche tun? Das alles und noch viel mehr erfahren Sie hier.

Was ist Alterssichtigkeit (Presbyopie)?

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aller Menschen werden alterssichtig.

Alterssichtigkeit ist eine Folge des natürlichen Alterungsprozesses: Mit zwei Jahren können Menschen auch Gegenstände scharf sehen, die nur fünf Zentimeter entfernt sind. Mit 40 beträgt der Mindestabstand schon 25 cm und ab 65 werden nur noch Dinge scharf gesehen, die zwei Meter oder weiter entfernt sind. Das Ergebnis: Um einen Text lesen zu können, halten Menschen deshalb ab einem gewissen Alter z. B. die Speisekarte im Restaurant oder einen Brief weiter weg von den Augen. Immer mehr Menschen nutzen inzwischen auch einen besonderen Trick: Sie fotografieren das, was sie lesen wollen, mit dem Smartphone und sehen sich das Bild anschließend auf dem Display an, wo sie es bequem vergrößern können. Diese Taktik ist sicher als Notlösung geeignet, aber es gibt auch deutlich praktischere Methoden, um nahe Gegenstände wieder scharf zu sehen.

Was sind die Ursachen für Alterssichtigkeit?

Die Ursache für die Alterssichtigkeit ist ganz einfach: Das Alter ist schuld. Denn im Laufe des Lebens sinkt der Wassergehalt der Augenlinse und sie wird dicker und härter. Dadurch wird sie weniger elastisch und kann sich nicht mehr so gut verformen. Um für das Sehen in der Nähe scharfzustellen, müsste die Linse sich aber stärker wölben. Da das mit zunehmendem Alter immer weniger gut gelingt, wird es für das Auge auch immer schwieriger, die Sicht im Nahbereich scharfzustellen. Der Alterungsprozess beginnt bereits mit der Geburt – man spricht aber erst dann von einer Alterssichtigkeit, wenn die Elastizität so stark abgenommen hat, dass die Sehschwäche im Alltag auffällt. Das beginnt meistens zwischen dem 40. und 45. Lebensjahr und ist bei fast jedem Menschen früher oder später der Fall. Die Alterssichtigkeit nimmt ungefähr bis zum 65. Lebensjahr stetig zu – danach bleibt sie bis zum Lebensende unverändert.

Welche Symptome für Alterssichtigkeit (Presbyopie) gibt es?

Symptome für Alterssichtigkeit (Presbyopie)

Wenn die Alterssichtigkeit startet, ist es oft noch leicht damit umzugehen. Wenn man beispielsweise die Augen ein wenig zusammenkneift, lassen sich Texte noch akzeptabel lesen. Im Laufe der Zeit werden die folgenden Symptome für Alterssichtigkeit allerdings immer stärker:

  • Zusammenkneifen der Augen beim Lesen
  • Texte lassen sich besser lesen, wenn man sie weiter weghält
  • angestrengte, müde Augen
  • schmerzende oder brennende Augen
  • Bindehautentzündung
  • Kopfschmerzen

Wenn Sie über 40 sind und eines oder mehrere dieser Symptome bei sich entdecken, sollten Sie einen Augenoptiker oder Augenarzt aufsuchen, da dieser Sie dabei beraten kann, wie Sie wieder entspannter und schärfer in der Nähe sehen können.

Sehtest und Untersuchung beim Augenoptiker oder Augenarzt

Sehtest beim Augenoptiker oder Augenarzt

Ein Augenoptiker oder Augenarzt kann eindeutig feststellen, ob Ihre Symptome mit einer Alterssichtigkeit zusammenhängen. Am besten vereinbaren Sie vorab einen Termin, damit der Experte sich ausreichend Zeit für Sie nehmen kann.

Ihr Augenoptiker oder Augenarzt wird Sie untersuchen, um festzustellen, ob Sie alterssichtig sind:

1. Objektive Refraktion: Hierbei ermittelt der Augenoptiker oder Augenarzt per Messgerät die objektive Brechkraft Ihrer Augen.
2. Subjektive Refraktion (Sehtest): Hier geht es um Ihren persönlichen Seheindruck. Um zu prüfen, ob Sie eine Alterssichtigkeit haben und wie stark diese gegebenenfalls ist, wird getestet, wie gut Sie in der Nähe unterschiedlich große Buchstaben oder Zahlen erkennen können. Dabei wird jedes Auge einzeln getestet, das jeweils andere ist abgedeckt.

Wie Sie vielleicht auch schon selbst bemerkt haben, hängt es von verschiedenen Faktoren ab, wie gut Sie noch in der Nähe sehen und lesen können. Denn je nach Tageszeit, Licht und Ihrer Tagesform können die Ergebnisse des Sehtests unterschiedlich ausfallen. Es kann deshalb gegebenenfalls sinnvoll sein, den Sehtest an einem anderen Tag noch einmal zu wiederholen.

Alterssichtigkeit und Kurzsichtigkeit

Alterssichtigkeit und Kurzsichtigkeit

Falls Sie kurzsichtig sind, haben Sie eventuell Glück, dass Sie eine beginnende Alterssichtigkeit nicht oder nur kaum bemerken. Denn bei einer Kurzsichtigkeit von ungefähr bis zu -3 Dioptrien können Sie womöglich auch ohne Korrektur noch gut genug in der Nähe sehen – zumindest bei guten Lichtverhältnissen. Sind diese schlechter, fällt allerdings auch Ihnen dann vermutlich z. B. das Lesen deutlich schwerer als in jüngeren Jahren. Dass Alterssichtigkeit und Kurzsichtigkeit sich gegenseitig ausgleichen und Kurzsichtige im Alter gar keine Sehhilfe mehr benötigen, ist übrigens ein Mythos. Auch wenn keine Sehhilfe für die Nähe erforderlich sein sollte, brauchen Kurzsichtige also weiterhin Brille oder Kontaktlinsen, um auf größere Entfernungen scharf sehen zu können. Das liegt ganz einfach daran, dass der Grund für die Kurzsichtigkeit ein zu langes Auge ist. Und das wird durch die Alterssichtigkeit ja nicht kürzer. Sprich: Die Kurzsichtigkeit bleibt Ihnen auch im Alter erhalten.

Alterssichtigkeit und Weitsichtigkeit

Alterssichtigkeit und Weitsichtigkeit

Bei Weitsichtigen macht sich die Alterssichtigkeit oft früher bemerkbar als bei Normal- oder Kurzsichtigen. Das Ergebnis: Schon ungefähr ab dem 30. Lebensjahr nimmt die Sehschärfe in der Nähe ab und circa ab 45 können Weitsichtige auch in der Ferne nicht mehr scharf sehen. Falls Sie weitsichtig sein sollten, bieten sich dann beispielsweise Gleitsichtkontaktlinsen an – alles über diese und andere Korrekturmethoden erfahren Sie im nächsten Abschnitt.

Alterssichtigkeit korrigieren – so geht’s

Um eine Alterssichtigkeit zu korrigieren, gibt es grundsätzlich diese drei Möglichkeiten:
  • Brille (in der Regel Lesebrille oder Gleitsichtbrille)
  • Kontaktlinse
  • Nachts Sehkraft aufladen mit orthokeratologischen Kontaktlinsen
  • in manchen Fällen: Augenoperation, z. B. per Lasik

Lesebrillen und Gleitsichtbrillen zur Korrektur von Alterssichtigkeit

Lesebrillen und Gleitsichtbrillen korrigieren Alterssichtigkeit

Um eine Alterssichtigkeit zu korrigieren, haben Brillen sogenannte Sammellinsen, die den Brennpunkt des einfallenden Lichts genau auf die Netzhaut verschieben. Der in Dioptrien gemessene Brechwert der Linsen ist positiv – deshalb werden sie oft auch als Pluslinsen bezeichnet. So wird die Alterssichtigkeit korrigiert und Sie können auch nahe Gegenstände wieder scharf sehen.

Wer keine zusätzliche Sehschwäche hat, kann eine reine Lesebrille verwenden, die nur die Sicht auf kurze Entfernungen korrigiert. Kurzsichtige und Weitsichtige benötigen dagegen aufwendigere Lösungen. Mit Bifokal-Brillen können Sie auf kurze und weite Entfernungen scharf sehen – den abrupten Übergang von Fern- zu Nahsicht empfinden allerdings viele Menschen als unangenehm. Außerdem eignen Bifokal-Brillen sich nicht für mittlere Distanzen, wie z. B. für die Arbeit am Computer. Gleitsichtbrillen, bei denen der Übergang von der Fern- zur Nahkorrektur fließend verläuft, sind hierfür die bessere Wahl.

Kontaktlinsen korrigieren Alterssichtigkeit

Kontaktlinsen korrigieren Alterssichtigkeit

Kontaktlinsen sind die unsichtbare Art, um eine Presbyopie zu korrigieren. Darüber freut sich vor allem die neue Generation 40+ – denn Kontaktlinsen sind die ideale Sehhilfe für aktive Menschen. Ob Sport, Arbeit oder Reisen – Kontaktlinsen sind nicht zu sehen und stören vor allem auch nicht bei einem aktiven Lifestyle voller Arbeit, Sport, Reisen oder Treffen mit Freunden.

Genau wie Brillen korrigieren auch Kontaktlinsen die Presbyopie mit Sammellinsen und es gibt ebenfalls mehrere Varianten. Bifokale Kontaktlinsen haben zwei klar voneinander getrennte Korrekturbereiche für Nähe und Ferne – jedoch keinen für die Zwischendistanz. Wer z. B. viel am Computer sitzt, sollte deshalb eher multifokale Kontaktlinsen tragen, die auch Gleitsichtkontaktlinsen genannt werden. Denn ähnlich wie bei einer Gleitsichtbrille gehen auch bei den kleinen Sehhilfen die Korrekturzonen für die verschiedenen Entfernungen fließend ineinander über. Das Sehzentrum im Gehirn wählt dann nach einer Eingewöhnungszeit jeweils das richtige scharfe Bild aus Ferne oder Nähe aus.

Ihr Augenoptiker oder Augenarzt wird mit Ihnen gemeinsam herausfinden, welche Variante am besten für Ihre Anforderungen und Bedürfnisse geeignet ist.

Nachts Sehkraft aufladen: tagsüber ohne Sehhilfe alles scharf sehen

Nachtlinsen: Orthokeratologische Kontaktlinsen gegen Alterssichtigkeit

Wer tagsüber ohne Sehhilfe und ohne Augenoperation auf jede Entfernung scharf sehen will, sollte orthokeratologische Kontaktlinsen ausprobieren. Diese werden nachts getragen und laden ganz einfach im Schlaf Ihre Sehkraft wieder auf. Wie das geht? Während Sie schlafen modellieren Kontaktlinsen wie DreamLens sanft und äußerst kontrolliert die Form der Hornhaut im Auge – und damit auch die Sehschärfe. Dabei ändert sich die Form der Hornhaut so, dass sie die aufs Auge fallenden Lichtstrahlen exakt auf der Netzhaut bündelt und so die Fehlsichtigkeit ausgleicht. Diese Form der Korrektur ist vollständig reversibel – anders als bei einer Lasik-OP wird das Auge also nicht dauerhaft verändert.

Augen lasern – bei Alterssichtigkeit nicht langfristig erfolgreich

Mit Risiko: Augenoperationen wie eine Lasik-OP

Es gibt neben Brille und Kontaktlinsen auch die Möglichkeit, sich die Augen operieren zu lassen, um die Alterssichtigkeit zu korrigieren. Am bekanntesten ist die sogenannte Lasik-Methode (Abkürzung für laserassistierte In-situ-Keratomileusis). Dabei trägt ein Laser einen Teil der Hornhaut ab und modelliert diese so, dass man wieder in der Nähe scharf sehen kann. Bei der Alterssichtigkeit gibt es hier allerdings ein grundsätzliches Problem: Da die Presbyopie bis zum 65. Lebensjahr stetig weiter zunimmt, ist es kaum sinnvoll, die Augen lasern zu lassen, da nach wenigen Jahren eine erneute Korrektur erforderlich wäre. Außerdem gibt es natürlich wie bei jeder Operation auch hier Risiken, wie das Risiko einer Infektion.

Vergleich: Vorteile und Nachteile von Brillen, Kontaktlinsen und Augenoperationen

  Brille Kontaktlinsen Nachts Sehkraft
aufladen
Augen­operation,
z.B. Lasik
Verbreitung
Tagsüber ohne Sehhilfe scharf sehen
Dauerhafte Lösung gegen Alterssichtigkeit
(nur bei OP nach dem 65. Lebensjahr)
Kurze Einge­wöhnungs­zeit Lesebrille:
Gleitsichtbrille:
Keine dauerhafte Veränderung des Auges
Kein gesundheitliches Risiko der Korrektur
Blickfeld ohne Einschränkungen
Eignung für trockene Augen
Eignung für Sport
Eignung in staubigen Umgebungen
Keine laufenden Kosten für Pflege etc. ()
(nur bei Tageslinsen)
Beschlägt nicht
Keine Veränderung des Aussehens
Modisches Accessoire
Schutz der Augen, z.B. vor Zugluft, Staub oder Insekten