Männer haben in Deutschland ungefähr eine Farbsehschwäche – und nur rund 340.000 Frauen.
Farbsehschwächen: Ursachen, Korrektur und mehr
Infos & Tipps für Menschen mit Farbsehschwächen
Bei jedem Menschen sieht die Welt mal grau aus. Bei manchen gilt das aber nicht nur im übertragenen Sinn, sondern auch wortwörtlich. Denn wer eine Farbsehschwäche hat, kann Farben nicht unterscheiden oder sogar gar nicht sehen. Hier erfahren Sie, welche Ursachen und Symptome es für Rot-Grün-Sehschwächen und andere Farbsehschwächen gibt und was man tun kann, um diese Sehschwäche ganz oder teilweise auszugleichen bzw. zu korrigieren.
Was genau ist eine Farbsehschwäche?
In der Netzhaut gibt es spezielle Sinneszellen, um Farben wahrzunehmen, die sogenannten Zapfen. Von ihnen haben wir drei verschiedene Typen – je einen für die Farben Rot, Grün und Blau. Wenn einer oder mehrere davon nicht richtig funktionieren, lassen sich die Farben nicht mehr richtig voneinander unterscheiden. Ist also beispielsweise der Grün-Zapfen beeinträchtigt, lässt Grün sich nicht mehr von Rot unterscheiden. Bei einer Blau-Sehschwäche erscheint Blau dagegen wie Gelb.
Mit 50 Prozent aller Farbsehschwächen ist die Grün-Schwäche am häufigsten, dicht gefolgt von der Rot-Schwäche mit 40 Prozent. Relativ selten sind dagegen die Blau-Schwäche sowie die Farbenblindheit, bei der gar keine Farben mehr gesehen werden können und die gesamte Welt in Grautönen wahrgenommen wird. Nur rund 0,0005 Prozent der Menschen sind komplett farbenblind.
Was sind die Ursachen für eine Farbsehschwäche?
In den meisten Fällen sind Farbsehschwächen genetisch bedingt und demzufolge angeboren. Auf dem X-Chromosom liegen die Gene für die Zapfen. Sind diese fehlerhaft, kommt es zur Farbsehschwäche, da das jeweilige Sehpigment eine andere Struktur aufweist und der Zapfen deshalb nicht mehr richtig auf das ankommende farbige Licht reagiert. Die Folge davon ist, dass das Gehirn keine exakten Informationen über die Farbe des Gesehenen erhält.
Die Lage auf dem X-Chromosom erklärt übrigens auch, warum Männer rund elf Mal so häufig von Farbsehschwächen betroffen sind wie Frauen. Denn diese haben im Gegensatz zu Männern zwei X-Chromosomen – und damit also einen Ersatz, wenn die Zapfen-Gene auf dem einen Chromosom fehlerhaft sind.
Neben der angeborenen gibt es außerdem auch erworbene Farbsehschwächen. Diese können beispielsweise ausgelöst werden durch einen Schlaganfall, Medikamente oder Erkrankungen von Netzhaut, Sehbahn oder Auge.
Welche Symptome für Farbsehschwäche gibt es?
Die Symptome der Farbsehschwächen sind eindeutig: Grundsätzlich gilt, dass Menschen mit einer Farbsehschwäche weniger Farben wahrnehmen können als Normalsichtige. Wie stark dieser Unterschied ausfällt, hängt dabei von der Stärke der Sehschwäche ab. Manche Menschen können gar keine Farben sehen, andere bemerken ihre Farbsehschwäche im Alltag dagegen kaum oder sogar gar nicht.
Wer beispielsweise eine Rot-Schwäche hat, nimmt die Farbe von roten Erdbeeren, Rosen oder Ziegelsteinen als dunkler und weniger intensiv wahr. Bei einer Grün-Schwäche erscheinen dagegen beispielsweise Gras, Salat oder die Trikots der Lieblingsmannschaft nicht satt grün, sondern eher matt grün. Bei einer Rot-Grün-Sehschwäche nehmen die Betroffenen außerdem Rot als Grün wahr und umgekehrt und es fällt ihnen generell schwer, die beiden Farben voneinander zu unterscheiden. Ist die Farbsehschwäche besonders stark ausgeprägt oder liegt sogar eine Farbenblindheit vor, werden die Farben nur noch als Braun- oder Grauton wahrgenommen.
Sehtest beim Augenoptiker oder Augenarzt
Wenn Sie vermuten, dass Sie eine Farbsehschwäche oder sogar eine Farbenblindheit haben, sollten Sie einen Augenoptiker oder Augenarzt aufsuchen. Dieser wird mit Ihnen zunächst ein Gespräch führen, um mehr über Ihren allgemeinen Gesundheitszustand und Ihr Farbensehen zu erfahren. Um eine Farbsehschwäche sowie gegebenenfalls deren Stärke zweifelsfrei zu diagnostizieren, werden Farbtafeln eingesetzt. Am bekanntesten sind die nach ihrem Erfinder benannten Ishihara-Tafeln, mit denen sich die am häufigsten auftretenden Rot-Grün-Sehschwächen feststellen lassen. Die Tafeln zeigen jeweils einen großen Kreis, der aus vielen kleinen Kreisen besteht und im Inneren meistens eine Zahl zeigt. Wer Farben normal sieht, kann die Zahlen erkennen – bei einer Farbsehschwäche wird das jedoch schwierig bis unmöglich. Da ein solcher Test einen Augenblick dauert, sollten Sie übrigens vorab einen Termin vereinbaren.
Haben Sie im linken Bild eine Zahl erkannt? Wenn Sie eine 21 gesehen haben oder gar keine Zahl, ist das ein Indiz für eine Farbsehschwäche – denn diese Ishihara-Tafel zeigt eigentlich eine 74.
Farbsehschwäche korrigieren – so geht’s
Brillen zur Korrektur von Rot-Grün-Sehschwäche
Besondere Brillen mit Farbfiltern filtern bestimmte Bereiche des Lichts heraus, um die verschiedenen Farben besser voneinander zu trennen. So soll es besser möglich sein Rot und Grün voneinander zu unterscheiden. Ob und wie gut die Brille das Farbensehen verbessert, ist sehr individuell und hängt unter anderem von der Stärke der Farbsehschwäche ab.
Kontaktlinsen korrigieren Rot-Grün-Sehschwäche
Auch mit speziellen Kontaktlinsen lässt sich Menschen mit einer Rot-Grün-Sehschwäche helfen. Diese Chromagen-Kontaktlinsen werden bereits seit 1996 erfolgreich in Großbritannien eingesetzt. Sie nutzen ebenfalls Farbfilter, um das Farbensehen zu verbessern. Ein Augenoptiker oder Augenarzt passt Chromagen individuell an jedes Auge an. Man geht davon aus, dass die Farbfilter bei Farbfehlsichtigen die Zapfen im Auge stimulieren und so dazu beitragen Farben besser unterscheiden zu können. Die Anzahl der wahrgenommenen Farben und Schattierungen lässt sich so von circa 2.000 auf circa 6.000 steigern. Bei einer repräsentativen wissenschaftlichen Untersuchung in England bestätigten 97% der Testpersonen eine verbesserte Farbwahrnehmung. Die Träger der Kontaktlinsen berichteten außerdem davon, Farben heller und klarer wahrnehmen und besser benennen zu können.*
* Harris, D.A.: Colouring sight. A study of CL fittings with colour enhancing lenses. Optician 5604; 38-41.